Nach der Shoa hat in vielen christlichen Kirchen ein umfassender Prozess des Umdenkens im Verhältnis zum Judentum begonnen. Eine Übersicht evangelischer kirchlicher Verlautbarungen seit 1980 finden Sie hier. Die EKHN hat als eine der ersten Landeskirchen ihre Verfassung entsprechend erweitert. Dieser Lernprozess – in beiden großen Kirchen - wurde auch auf jüdischer Seite vom Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, als befreiend anerkannt. Er sagte im Jahr 2015:

"Solides Fundament"

„Das solide Fundament der christlich-jüdischen Beziehungen hat sich in meinen Augen auch zu Beginn dieses Jahres [2015] gezeigt. Zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz veröffentlichten die Deutsche Bischofskonferenz und die EKD eine gemeinsame Erklärung. Darin heißt es:

‚Die bis heute schmerzliche Erinnerung an Auschwitz stellt uns vor die Frage nach Schuld und ihren Folgen sowie nach unserer Verantwortung. (…) Dazu gehört ein kritisches Verhältnis zu den kulturellen und religiösen Traditionen, in denen wir leben und die uns mit den vergangenen Lebenswelten verbinden, in denen die Shoah möglich war. Als Christen können wir auch der Frage nicht ausweichen, warum die Verbrechen von Auschwitz auf einem Kontinent geschahen, der seit mindestens einem Jahrtausend vom Christentum geprägt wurde. (…) Die katholische und die evangelische Kirche treten in ökumenischer Gemeinschaft gegenwärtig und zukünftig entschieden jeder Form von Antijudaismus und Antisemitismus entgegen‘.

(…) Solche Erklärungen sind nicht selbstverständlich. Und wir, die jüdische Gemeinschaft in Deutschland, wissen sie sehr zu schätzen.“

Dabru Emet - Redet Wahrheit

„Während des fast zweitausend Jahre dauernden jüdischen Exils haben Christen das Judentum zumeist als eine gescheiterte Religion oder bestenfalls als eine Vorläuferreligion charakterisiert, die dem Christentum den Weg bereitete und in ihm zur Erfüllung gekommen sei. In den Jahrzehnten nach dem Holocaust hat sich die Christenheit jedoch dramatisch verändert. Eine wachsende Zahl kirchlicher Gremien, unter ihnen sowohl römisch- katholische als auch protestantische, haben in öffentlichen Stellungnahmen ihre Reue über die christliche Misshandlung von Juden und Judentum ausgedrückt. Diese Stellungnahmen haben zudem erklärt, dass christliche Lehre und Predigt reformiert werden können und müssen, um den unverändert gültigen Bund Gottes mit dem jüdischen Volk anzuerkennen und den Beitrag des Judentums zur Weltkultur und zum christlichen Glauben selbst zu würdigen.“

(Dabru Emet - Redet Wahrheit, Eine jüdische Stellungnahme zu Christen und Christentum im September 2000, unterzeichnet von weltweit mehr als 200 Rabbinerinnen und Rabbinern orthodoxer, konservativer und liberaler Tradition)

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