Auf Einsichten müssen Taten folgen
Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau begrüßt Ergänzung des Grundartikel
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Der "Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau" hat sich mit dem Beschluß der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, den Grundartikel ihrer Kirchenordnung zu ergänzen, befaßt. Nachdrücklich begrüßt der Arbeitskreis diesen Beschluß, in dem ein Bekenntnis zur "bleibenden Erwählung der Juden" abgelegt und neue theologische Einsichten im Verhältnis von Christen und Juden dokumentiert werden. Er sieht in ihm sowohl ein notwendiges und erfreuliches Zeichen christlichen Umdenkens als auch eine Bestätigung seiner eigenen Arbeit. Mit dem Beschluß der Landessynode werden in Zukunft alle Pfarrerinnen und Pfarrer bei ihrer Ordination auf ein positives Verständnis des Judentums verpflichtet.

Nachdem über Jahrhunderte hinweg vor allem Vorurteile das christliche Denken gegenüber den Juden bestimmt haben, führte die Einsicht christlicher Mitverantwortung am Holocaust zu neuen theologischen Überzeugungen. Der "Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau" engagiert sich deshalb seit Jahren, christliche Judenfeindschaft abzubauen, zu einer theologischen Neubewertung des Judentums innerhalb der Kirchen beizutragen und in christlich-jüdischen Gesprächen neue Wege der Begegnung zu suchen.

Der Beschluß der Synode bestätigt dieses Anliegen. Er schließt in Zukunft negative Charakterisierungen des Judentums aus und strebt aufgrund der Verwurzelung des christlichen Glaubens im Judentum ein freundschaftliches Miteinander der beiden Religionen an. Die christliche Kirche benötigt die lebendige Begegnung mit dem Judentum, um ihre eigenen Traditionen und ihren eigenen Auftrag besser wahrnehmen zu können.

Der "Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau" würdigte in seiner Sitzung besonders das Engagement der Synodalen und ihr Interesse an der jüdischen Tradition. Ein breiter Diskussionsprozeß, an dem immer auch Mitglieder des Arbeitskreises beteiligt waren, hat die Entscheidung der Kirchensynode vorbereitet. Es gilt nun, die Ergänzung des Grundartikels in Gemeinden, Dekanaten und Propsteien weiter zu erläutern und die formulierte Einsicht einer neuen Verhältnisbestimmung gegenüber den Juden in die Tat umzusetzen. Die gesamte Landeskirche, insbesondere aber die Bereiche der Vikarsausbildung, der Pfarrerfortbildung und der religionspädagogischen Praxis werden sich dieser Aufgabe stellen müssen. "Der Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau" wird deshalb seine Informationsarbeit, theologische Forbildungsmaßnahmen und Angebote im jüdisch-christlichen Dialog in Zukunft verstärkt anbieten und hofft auf die Unterstützung durch die Synode und die Kirchenleitung.

aus: Materialdienst 1/1992

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